Nur zur einführenden Information: Ich bin Lisa und kannte Michael schon, bevor er seine Liebe zur Fotografie entdeckte.
Etwa zeitgleich entbrannte im letzten Jahr bei uns die Liebe zur Lomographie. Während er inzwischen hauptsächlich bei analogen Nikon-Kameras gelandet ist, habe ich nach wie vor Spaß daran, die verrückten Eigenschaften von Plastikkameras auszutesten. Obwohl ich normalerweise hier blogge, werde ich auf fotogramifi von Zeit zu Zeit ein bisschen lomographischen Wind verbreiten. Und da Ausnahmen die Regel bestätigen, geht es heute mit meinen Eindrücken zum Film „Finding Vivian Maier“ los.
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Über meine Verbindungen zur lomographischen Community und zu diversen Facebook-Gruppen bin ich schon vor einigen Wochen auf den Film gestoßen, der von einer bisher unbekannten Fotografin handeln sollte. Als Dokumentation zum Thema analoge Fotografie, das ja nicht gerade angesagt bei der Jugend ist und auch sonst eher weniger dem Mainstream entspricht, war es nicht verwunderlich, dass der Film nur in einem einzigen Kino in Dresden lief. Diese Tatsache war es dann auch, die uns den Besuch immer wieder verschieben ließ; glücklicherweise schafften wir es aber doch noch, in einem fünf-reihigen Kinosaal der Fotografin Vivian Maier auf die Spur zu kommen.
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Da ich furchtbar schlecht im Zusammenfassen von Filminhalten bin, hier nur ein grober Überblick: John Maloof, der ein bisschen wie ein ewiger Student rüber kam und zu Beginn des Films verriet, dass er gerade an einem Geschichtsbuch schreibt, fand auf einer Auktion einen Karton mit unzähligen Negativen. Das Auktionshaus teilte ihm als Fotografen der Negative „Vivian Maier“ mit. Nachdem er die ersten Negative gescannt hatte, war er so fasziniert von dem, was er sah, dass er zu Recherchieren begann – aber selbst Google brachte kein Ergebnis. Er bemühte sich daraufhin, die übrigen Kartons mit Negativen und unentwickelten Filmen zu bekommen, die das Auktionshaus inzwischen verkauft hatte. Maloofs „Suche“ nach der Frau hinter den Fotos wird immer intensiver: Er scannt unzählige Fotos, spricht mit Bekannten – denn wie sich herausstellte, hatte sie keine Familie und arbeitete als Kindermädchen – und reist sogar zu den Orten, an denen sie fotografiert hatte. Und so kommt er nach und nach der Frau auf der Spur, die zehntausende Bilder machte, aber doch nie jemandem zeigte.
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Der Film entspinnt eine wunderbare Geschichte um Vivian Maier und erzählt von den Umständen, die dazu führten, dass wir ihre Bilder bestaunen dürfen, obwohl sie selbst zu Lebzeiten nie irgendwo ausstellte. Ich halte diese Negative wirklich für einen großartigen Fund, rechne es dem Film und seinen Machern aber auch hoch an, dass er Vivian Maier nicht nur in den Himmel lobt, sondern auch die Seiten zeigt, die diese Frau irgendwie verrückt und ein bisschen furchteinflößend erscheinen lassen. Darüber hinaus haben diese Dokumentation und die zauberhaften Fotos eines aber definitiv geschafft: Lust, mit der Boxkamera auf die Straße zu gehen.
In diesem Punkt lässt einen der Film aber auch ein bisschen wehmütig zurück, denn wenn man heute „Street Photography“ betreiben will, gestaltet sich das schon irgendwie schwieriger als vor 50 Jahren, als das „Recht am eigenen Bild“ wahrscheinlich noch nicht mal existierte. Und seien wir mal ehrlich: Auch, wenn ein guter Fotograf immer ein Motiv findet, so sind die Autos und die Kleidung der damaligen Zeit ebenso wie das Flair amerikanischer Städte einfach schwer zu ersetzen. Ändern lässt sich daran aber nichts, sodass wir uns einfach mit den Gegebenheiten (eine Rolleiflex haben schließlich auch die wenigsten!) zufriedengeben sollten. Oder wir schauen uns einfach immer wieder die grandiosen Bilder von Miss Maier an.
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In meinen Augen haben die einzelnen Fotografien wirklich immer das gewisse Etwas. Sie dokumentieren schamlos, sind hervorragend im Bildausschnitt, voller Witz… schaut es euch einfach selbst an (von hier stammen auch alle Fotos), denn mit diesen sechs Bildern lässt sich ein so umfangreiches Werk schwer beschreiben.